Hygiene im Alltag
Hygiene auf öffentlichen Toiletten – so schützen Sie sich vor Keimen
Wie gefährlich ist eigentlich die Nutzung von öffentlichen Toiletten? Kann das Klopapier mit Keimen verunreinigt sein? Was hilft, um eine Ansteckung zu vermeiden und sollten wir unser eigenes Klopapier mitbringen?
Wenn viele Menschen eine Toilette nutzen und sie nicht nach jedem Toilettengang gereinigt und desinfiziert wird, kann es zu einer Übertragung von Keimen und damit auch Krankheiten kommen. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten müssen.
Keime auf öffentlichen Toiletten: Wie gefährlich ist die Nutzung?
Gefahr auf der Klobrille?
Menschen sind oft sehr erfinderisch, wenn sie öffentliche Toiletten benutzen. Die Angst vor Keimen auf der Klobrille führt zu den erstaunlichsten Strategien. Manche Menschen vollführen zum Beispiel turnerische Leistungen, um die Klobrille nicht zu berühren. Dass dabei allerdings gern mal etwas daneben geht und sie dadurch die Brille zusätzlich verunreinigen, übersehen sie leider.
Allerdings ist die Gefahr eher in den Köpfen, als dass sie tatsächlich existiert. Das liegt an der Beschaffenheit der Klobrille: Auf ihr können sich Keime nicht so gut ansiedeln, weil die Oberfläche glatt ist.
Außerdem kommen die Keime gar nicht dazu, sich in unseren Körpern auszubreiten, denn wenn wir uns auf den Toilettensitz setzen, berühren wir ihn mit unserem Intimbereich gar nicht. Und eine Übertragung über die Haut ist sehr unwahrscheinlich.
Zusätzlich verfügt unsere Haut am Gesäß und Oberschenkel über eine entsprechende Schutzschicht: „Sofern die Hautbarriere intakt ist“, ist die Gefahr sich mit Geschlechtskrankheiten, Pilzen, Filzläusen oder anderen Infektionen anzustecken gleich Null“, sagt Dr. Ernst Tabor, ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene.
Kann ein Desinfektionsmittel helfen?
Wer sich dennoch ekelt, kann ein Desinfektionsmittel benutzen. Allerdings gingt es verschiedene Dinge zu beachten: Viele Sprays, die es im Handel zu kaufen gibt, wirken gar nicht. Daher achten Sie beim Kauf unbedingt darauf, ob das Desinfektionsmittel geprüft wurde. Informationen dazu finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) oder Sie schauen auf die Liste der geprüften Desinfektionsmittel des Verbunds für angewandte Hygiene e. V.
Außerdem ist es wichtig, die Einwirkzeit zu beachten. Sind Sie in Eile, wirkt Ihr Mittel vielleicht noch gar nicht richtig. In diesen Fällen wäre es besser, sich das Einsprühen zu sparen. Dazu kommt, dass Sie sich im Zweifel auf eine feuchte Toilettenbrille setzen müssen, das ist auch nicht angenehm.
Sie sehen also: Desinfektionsmittel ist nicht die optimale Lösung, zumal Sie dadurch einen anderen Faktor nicht beeinflussen können: Das Toilettenpapier.
Ansteckung über das Klopapier?
Manche Menschen decken die Klobrille mit Klopapier ab. Fein säuberlich legen sie Blatt für Blatt auf die Toilette, um sich dann zu setzen. Dabei ist das Klopapier im Zweifel nicht sauberer als die Klobrille.
Denn steht der Klodeckel beim Spülen offen, können sich Fäkalkeime über Aerosole gut im Raum verteilen – auch auf dem Klopapier. Und dort haben Keime bessere Chancen als auf dem glatten WC-Sitz: Das Toilettenpapier mit seiner rauen Struktur und der guten Saufähigkeit bietet Fäkalkeimen und allen anderen Bakterien gute Überlebensmöglichkeiten.
Und das Papier berührt – im Gegensatz zur Klobrille – unseren Intimbereich. Über die Schleimhäute können wir uns dann mit Keimen, Bakterien und Pilzen infizieren.
Das größere Problem ist also im Zweifel das Klopapier. Gerade einfache Halter bieten keinen Schutz vor Spritzern, die sich beim Spülen im Raum verteilen. Halter mit einer Abdeckung aus Metall bieten zumindest einen gewissen Schutz, aber verlässlich ist der nicht. Sicherer sind da Systeme, die geschlossen sind und nur unten eine Öffnung für das Papier haben.
Und was hilft nun gegen die Keime auf öffentlichen Toiletten?
Ekeln Sie sich vor dem WC-Sitz, können Sie die Toilette auch im Stehen, beziehungsweise gehockt, benutzen. Dann berühren Sie den Toilettensitz nicht, allerdings geht dabei gern mal ein Spritzer daneben. Sie machen es also für die Personen schlimmer, die nach Ihnen das Klo benutzen wollen. Und das Papier-Problem haben Sie damit auch nicht gelöst.
Eine Lösung wäre es, sein eigenes Toilettenpapier mitzubringen. Aber wer hat das im Alltag schon dabei? Eine andere Möglichkeit sind Einmaltaschentücher oder Einwegtoilettenauflagen, aber achten Sie bitte darauf, dass Sie diese nicht in der Toilette entsorgen. Nur Toilettenpapier dürfen Sie hinunterspülen, andere Tücher können das Klo verstopfen.
Die stärkste Waffe gegen Ansteckung und Krankheiten: Händehygiene
Um sich in einer öffentlichen Toilette mit Durchfallerregern anzustecken, müssten die Keime in den Mund gelangen, denn die meisten Darmerkrankungen entstehen durch Hand-zu-Mund-Übertragung. Da wir uns sehr oft ins Gesicht fassen, bringen wir die Keime von unseren Fingern ins Gesicht. Die Erreger können dann über die Schleimhäute von Mund, Nase oder auch den Augen in den Organismus eindringen. Dort lösen sie dann Infektionen aus.
Daher ist es extrem wichtig, sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen. Das ist die einfachste und effektivste Methode, wenn Sie der Verbreitung von Krankheitserregern entgegenwirken wollen.
Hände richtig waschen: So geht’s
In der Regel stehen Ihnen für die Hygiene auf öffentlichen Toiletten Wasser, Flüssigseife und Trocknungsmöglichkeiten zur Verfügung. Nutzen Sie diese. Wer die Hände nur einmal kurz unter den Wasserhahn hält, hat im Zweifel immer noch Keime an den Fingern.
Wichtig sind die Dauer und die Gründlichkeit:
- Halten Sie die Hände unter das fließende Wasser.
- Hände, Handrücken, Fingerzwischenräume und Fingerspitzen gründlich einschäumen. Denken Sie auch an die Fingernägel.
- Reiben Sie die Seife an allen Stellen sanft ein. Gründliches Händewaschen dauert 20 bis 30 Sekunden.
- Anschließend die Hände unter fließendem Wasser abspülen.
- Trocknen Sie sorgfältig die Hände und Fingerzwischenräume mit Einmalhandtüchern ab.
Gut zu wissen: Es macht nichts, wenn Sie nur kaltes Wasser zur Verfügung haben. Die Wassertemperatur hat keinen Einfluss auf das Waschergebnis. Viel wichtiger ist tatsächlich, wie lange Sie die Hände einseifen und wie gründlich Sie dabei vorgehen.
Händehygiene nach dem Waschen: Wie Sie die Toilette verlassen
Hygiene auf öffentlichen Toiletten ist deswegen ein Problem, weil Sie nicht darauf vertrauen können, dass Ihre Vorgänger die Toilette so hinterlassen, wie sie sie vorgefunden haben. Sie wissen nicht, wie gründlich die anderen Menschen sich die Hände gewaschen haben, nachdem sie die öffentliche Toilette benutzt haben.
Daher können sich Keime vor allem am Wasserhahn, am Handtuchspender und an der Türklinke befinden.
Wenn Sie also sichergehen wollen, dass Sie sich nicht sofort wieder Keime und Bakterien einfangen, können Sie zum Beispiel nach dem Händewaschen den Wasserhahn mit Einmalhandtüchern schließen. Auch die Türklinke können Sie mit einen Einmaltuch anfassen oder Ihren Ellenbogen nutzen.
Hygiene auf öffentlichen Toiletten: Das können Betreiber tun
Um Toiletten sauberer und damit auch sicherer zu machen, können Sie ein paar Dinge schnell umsetzen.
- Regelmäßig reinigen: Wenn Ihre Gäste oder Bewohner das Gefühl haben, dass es sauber ist, müssen sie keine abenteuerlichen Turnübungen vollziehen, weil sie sich ekeln. So bleiben Toiletten länger sauber.
- Um Keime auf dem Toilettenpapier zu vermeiden, bringen Sie geschlossene Systeme an. Eine einfache Wandhalterung oder Rollenhalter, die nur eine kleine Abdeckung haben, sind nicht so sicher wie geschlossene Klopapierhalter.
- Klären Sie auf! Bringen Sie Informationen zu Händehygiene und zu den Reinigungsintervallen sichtbar in den Sanitär-Räumen an. Ein sicheres Gefühl bei der Benutzung der Toiletten macht sehr viel aus.
Unsere Hygiene-Expertin Bärbel Oltmann war lange Zeit als Hygiene-Inspektorin in den verschiedensten Einrichtungen unterwegs und beantwortet Ihre Fragen zu Hygiene-Themen.
Falls Sie eine Hygiene-Schulung brauchen und nicht genau wissen, welche Sie benötigen, zögern Sie nicht, uns anzusprechen!