In Hygiene im Alltag

Lebensmittelhygiene

Dürfen Sie UV-belichtetes Mehlwurmpulver in Lebensmitteln verwenden und bewerben?

Mehlwurmpulver, das mit UV-Licht behandelt wurde, ist ab sofort in Lebensmitteln erlaubt und darf jetzt in Brot und Brötchen, Kuchen, Erzeugnissen aus Teigwaren, Kartoffelprodukten, Käse und Käseprodukten sowie Obst- und Gemüsekompott verarbeitet werden.

Mehlwurmpulver in Lebensmitteln ist so nicht neu, das erlaubt die EU schon seit ein paar Jahren. Aber die Behandlung mit UV-Strahlen war bisher nicht explizit erlaubt. Das hat sich jetzt geändert und wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zum Thema zusammengestellt.

Mehlwurmpulver in Lebensmitteln: Warum wird es verwendet?

Die Vorteile von Mehlwurmpulver

Insekten wie Mehlwürmer gelten als sogenanntes „Superfood“: Sie enthalten viel Eiweiß, hochwertige ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe. Sie sind also ein wichtiger Lieferant für Nährstoffe, die wir sonst nur über Fleisch aufnehmen.

Insekten haben aber einige Vorteile gegenüber Fleisch: Denn die Fleisch-Industrie hat enorme Auswirkungen auf Klima, Flächenverbrauch, Artenvielfalt, Böden und Gewässer. Und auch mit Blick auf die zukünftige Welternährung stellt sich die Frage, wie viel Fleisch wir uns in Zukunft noch erlauben können.

14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen gehen auf die Haltung und Verarbeitung von Nutztieren zurück, sagt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Außerdem ist der Platz- und Ressourcenbedarf von Fleisch zu hoch, um die wachsende Weltbevölkerung in Zukunft mit Nahrung zu versorgen.

 

Insekten als Lebensmittel: Nachhaltige Proteinquelle

Das rückt die Insekten in den Blick, denn sie können als alternative Proteinquellen angesehen werden. Für die Produktion von 100 Gramm eines verzehrfertigen insektenbasierten Produkts fallen einem Bericht des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2019 zufolge 0,15 Kilogramm CO2-Äquivalente an. Das sind dreimal weniger als bei derselben Menge Geflügelfleisch und 20 mal weniger als bei Rindfleisch. Außerdem benötigen Insekten weniger Platz und Futtermittel als andere Nutztiere.

Mehr als 2.100 Insektenarten sind für den Menschen essbar. Der Mehlwurm ist in der Europäischen Union seit 2021 als Nahrungsmittel zugelassen.

Insekten werden in der EU als neuartige Lebensmittel gesehen.

Mehlwurmpulver in Lebensmitteln schon seit 2021 erlaubt

„Neuartige Lebensmittel“ sind laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Nahrungsmittel, die vor dem 15. Mai 1997 kaum verzehrt wurden. Also so richtig neu ist das auch nicht mehr. Und doch: Hier in Deutschland und auch im Rest von Europa haben sich Insekten als Lebensmittel noch lange nicht etabliert.

Bereits 2021 wurde der gelbe Mehlwurm (Tenebrio molitor) als grundsätzlich sicheres neuartiges Lebensmittel eingestuft. Die getrocknete Larve des Mehlkäfers wurde zugelassen und die Bedingungen für den Verkauf der Speiseinsekten genau definiert.

Der Mehlwurm zum Beispiel darf nur getrocknet als Ganzes oder aber in Pulverform verkauft werden. In verarbeiteten Produkten sind die Höchstgehalte streng geregelt. Kekse dürfen beispielsweise je 100 Gramm maximal zehn Gramm Mehlwurm-Mehl enthalten.

Hand auf Handy Icon

Lebensmittelhygiene-Schulung

Sie sind Chef*in oder Inhaber*in eines gastronomischen oder lebensmittelverarbeitenden Betriebes, Verantwortliche*r in der Küche oder Betreiber*in von einem Imbiss, einer Eisdiele oder von einem Foodtruck? Wenn Sie keine wissenschaftliche oder entsprechende Berufsausbildung haben (Quereinsteiger*in), erfüllen Sie mit dieser Schulung spielend die Anforderungen des Paragrafen 4 der Lebensmittelhygieneverordnung.

Mehlwurmpulver als billige Alternative zu Mehl?

Nun könnte man ja befürchten, dass Mehlwürmer wegen der Vorteile demnächst überall in unseren Speisen verarbeitet werden. Aber die Insekten werden nicht verwendet, um Lebensmittel billig zu strecken. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Produkte mit Insektenmehl sind oft teurer als „herkömmlich hergestellte Lebensmittel“.

Und das ist auch der Grund, warum wir diese Produkte im Supermarkt so selten finden –  bei den Preisen und den Vorurteilen gegenüber Insekten als Lebensmittel lohnt sich der Verkauf einfach nicht für die Märkte. Die Lebensmittel, in denen zum Beispiel Mehlwurmpulver verarbeitet ist, finden sich bislang eher im Internet.

Und warum gibt es jetzt die UV-Behandlung von Mehlwurmpulver?

Was ist nun aber mit dieser neuen EU-Verordnung? Wenn doch der Mehlwurm schon länger in Pulverform verarbeitet werden darf? Das Neue daran ist, dass das Mehlwurmpulver mit UV-Licht behandelt wird.

Das soll den Vitamin-D-Gehalt im Pulver erhöhen. Wir können uns aber fragen, ob das wirklich einen so großen Effekt hat, denn es gab eine Prüfung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und die haben festgestellt: Das Mehlwurmpulver kann in unserer Ernährung nicht als wesentliche Vitamin-D-Quelle angesehen werden.

Nach der neuen EU-Verordnung dürfen Lebensmittel bis zu vier Gramm von diesem neuen „UV-Mehlwurmpulver“ pro 100 Gramm enthalten. Das deckt gerade mal ein Sechstel des Tagesbedarfs von Personen mit Vitamin-D-Mangel.

Aber erlaubt ist es jetzt schon, denn schädlich ist es eben auch nicht. Das ist das Neue in Sachen Mehlwurmpulver in Lebensmitteln.

Die europäische Lebensmittelbehörde hat außerdem festgestellt, dass es noch andere Lebensmittel gibt, die jetzt schon mit UV-Licht behandelt werden. Milch, Hefe oder auch Pilze – hier soll die UV-Licht Behandlung ebenfalls den Vitamin-D-Gehalt erhöhen, aber auch Keime abtöten.

Essbare Insekten - die Proteinquelle der Zukunft?

Müssen Sie jetzt befürchten, dass Insekten in Ihrem Brot verarbeitet werden?

Nein, definitiv nicht. Es gibt klare Vorgaben zur Kennzeichnung von Insektenmehl. Das ist nicht nur wichtig, um Transparenz für die Verbraucher zu schaffen, sondern ist auch wichtig für Allergiker: Insektenpulver kann Allergien auslösen. Betroffen sind zum Beispiel Menschen, die gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben allergisch sind. Wenn ein Nahrungsmittel Mehlwurmpulver enthält, muss das also laut EU-Verordnung unter den Inhaltsstoffen aufgelistet sein.

Sie finden dann bei den Inhaltsstoffen auf dem Lebensmittel den Hinweis: „UV-behandeltes Larvenpulver“.

Es wird sicher noch dauern, bis Insekten in Lebensmitteln so normal sind, dass wir das nicht mehr als Besonderheit ansehen. Bis das so ist, erkennen Sie die Verarbeitung von Mehlwurmpulver auch oft direkt im Produktnamen oder andere große Hinweise auf der Verpackung. Hersteller verstecken die Hinweise also nicht, sondern werben explizit damit. Gerade der Nachhaltigkeits-Aspekt ist ja ein Verkaufsargument.

Folgebelehrung und Lebensmittelhygieneschulung – regelmäßig auffrischen!

Sie arbeiten mit leicht verderblichen Lebensmitteln? Dann kann es gut sein, dass Sie die Lebensmittelhygieneschulung nach Verordnung (EG) Nr. 852/2004 brauchen – und die muss jährlich aufgefrischt werden. Die Folgebelehrung nach §§42/43 muss alle zwei Jahre wiederholt werden. Bei uns bekommen Sie die Schulung speziell auf Ihre Branche zugeschnitten.

Wer genau braucht die Folgebelehrung und die Lebensmittelhygieneschulung?

  • Alle Menschen in Tätigkeitsbereichen, die mit dem Herstellen, Behandeln oder Inverkehrbringen bestimmter Lebensmittel zu tun haben. Also alle, die durch direkten Kontakt Krankheitserreger übertragen können.
  • Jegliche Tätigkeit zum Beispiel in der Gastronomie, in Küchen von Restaurants, Imbissen, Gaststätten oder
  • bei Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung wie Altenheime, Schulen, Kindergärten etc.
  • Betreiber und Personal von Imbissen, Eisdielen oder auch Catering-Küchen, Essenswagen oder Foodtrucks.

Unsere Hygiene-Expertin Bärbel Oltmann war lange Zeit als Hygiene-Inspektorin in den verschiedensten Einrichtungen unterwegs und beantwortet Ihre Fragen zu Hygiene-Themen.

Falls Sie eine Hygiene-Schulung brauchen und nicht genau wissen, welche Sie benötigen, zögern Sie nicht, uns anzusprechen!

0

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen